Ist Neuralink gefährlich? Kritik am BCI-Hersteller 

von | 29. April 2022 | Neuralink, Elon Musk

Ist Neuralink gefährlich? Kritik am BCI-Hersteller 

Mit Neuralink will Elon Musk eine Schnittstelle zwischen Hirn und Computer, – ein sogenanntes Brain-Computer-Interface – entwickeln und so kranken Menschen helfen. Später sollen die Geräte zudem die Menschheit im etwaigen Kampf gegen künstliche Intelligenz rüsten. Technisch ist einiges davon in naher Zukunft wohl tatsächlich möglich, doch ist es überhaupt ethisch vertretbar? Sollte der Mensch am eigenen Hirn „herumspielen“? Und was, wenn Hacker das Neuralink-Gerät missbrauchen?

In diesem Artikel wollen wir Ihnen eine Zusammenstellung der größten Kritikpunkte am Projekt liefern.

Neuralink: Zu große Versprechungen?

Ein Kritikpunkt, den Musk schon häufiger zu hören bekam, lautet: Neuralink mache zu große Versprechungen, man überschätze sich. Tatsächlich mag es enorm schwierig sein, elektrische Autos zu bauen und Raketen ins All zu schießen, – doch im großen Stil Daten aus dem Gehirn nicht nur zu lesen, sondern auch wieder Informationen hineinzufüttern, ist doch noch mal eine ganz andere Hausnummer. Natürlich haben Musks Firmen schon vieles erreicht, was vor ihnen noch niemand geschafft hat (z. B. Raketenstufen wieder zu landen oder reichweitenstarke Elektrofahrzeuge zu bauen).

Diese Dinge waren aber immerhin vorstellbar, während ein Produkt, das Gedankensteuerung von Apps zulässt, Musik ins Hirn streamt oder gar eine direkte Internetverbindung unserer Gedanken ermöglicht, für viele noch sehr nach Science-Fiction klingt. Gut möglich also, dass das Erreichen dieser Ziele selbst im Musk’schen Tempo noch viele Jahre dauern werden. Aus diesem Grund beginnt man bei Neuralink auch zunächst mit vergleichsweise einfachen Hirn-Prothesen-Verbindungen. Unterschätzen sollte man Musk und seine Teams jedenfalls nie.

Interne Probleme und Tierquälerei-Vorwurf

Ganz unabhängig vom Produkt hängt Neuralink der Vorwurf interner Probleme nach. Häufige Personalwechsel, der Abgang vieler Manager und Gründungsmitglieder und angeblich hoher Druck durch Elon Musk schaden dem Image und auch der Vertrauenswürdigkeit der Firma, – dies war allerdings auch in den Anfangsjahren von Tesla nicht anders.

Hinzu kommen Vorwürfe der Tierquälerei, die etwa vom Physicians Committee for Responsible Medicine hervorgebracht wurden, welches sich dabei auf die Originalberichte aus den Versuchen bezieht. Mangelhafte Tierpflege und die Durchführung von bis zu 10 schmerzhaften Hirn-OPs pro Versuchsaffe seien nicht im Sinne der Tierschutzgesetze.

Ethische Bedenken

Vor dem Hintergrund dieser Vorwürfe und angesichts der bald beginnenden Versuche am Menschen stellt sich natürlich die Frage: Sollte der Mensch am eigenen Gehirn herumexperimentieren? Eine höchst philosophische Frage, die viele Experten aktuell noch mit „Nein” beantworten. Ein chirurgischer Eingriff ins Hirn, wie er beim Einsetzen der Neuralink-Prothese erforderlich ist, ist nicht ungefährlich; ein Fehler hätte weit größere Auswirkungen als etwa bei einer Knie-OP.

Aus ethischer Sicht ist ein invasives BCI daher schon aus diesem Grund nur dann vertretbar, wenn der Vorteil, der dem Patienten bei geglücktem Eingriff entsteht, deutlich größer ist als das Risiko. Das wäre zum Beispiel bei schwer kranken oder gelähmten Menschen der Fall, nicht aber bei gesunden Menschen, für die das BCI ein „Lifestyle-Produkt” wäre.

Von den operativen Risiken abgesehen wäre es außerdem ethisch fragwürdig, ob Computer als manipulierbare Maschinen einen direkten Zugang in unser Gehirn und unsere Persönlichkeit erhalten sollten (mehr dazu im Abschnitt Missbrauchsmöglichkeiten). Und selbst wenn man das Manipulationsrisiko außer acht lässt, stellt sich die Frage, wie sich ein Computer als ständiger Begleiter auf unsere Persönlichkeit auswirkt und welche Folgen etwa ein Programmierfehler hätte – immerhin ist das Gehirn der sensibelste und zugleich mächtigste Teil unseres Körpers.

Auch weitere mit BCIs denkbare Einsatz- und Kommunikationsmöglichkeiten wie z. B. Formen der Telepathie sind bedenklich. Selbst im gut gemeinten Austausch mit Freunden könnten ungewollt Einblicke in private Bereiche gewährt werden. Dabei muss allerdings bedacht werden, dass vor nicht allzu langer Zeit auch der Privatsphärenverlust durch soziale Netzwerke, die ständige Verfügbarkeit durch internetfähige Smartphones oder auch Phänomene wie Online-Dating als bedenklich galten – heute sind sie Teil unseres Alltags. Gut möglich also, dass man sich in Zukunft auch an Brain-Computer-Interfaces wie Neuralink gewöhnen wird.

Missbrauchsmöglichkeiten von Neuralink

Seit Computer und das Internet Einzug in unseren Alltag gehalten haben, stellen Hackerangriffe und Datenlecks ein großes Problem dar. Und wenngleich die Schäden dadurch heute schon immens sind, sind sie doch meist finanzieller Natur. Sollte es gelingen, BCIs anzugreifen, etwa über die geplante Internetverbindung, mag man sich die Folgen gar nicht erst vorstellen. Einblicke in das Innerste der menschlichen Persönlichkeit wären möglich, Gedanken könnten ausspioniert und manipuliert werden.

Selbst die vergleichsweise harmlose Variante eines Trolls, der über ein gekapertes Gerät in Dauerschleife Musik in das Hirn des Opfers spielt, klingt zwar nach einem lustigen Streich, ist insgesamt aber doch eher unschön. Des Weiteren besteht die Gefahr von autoritären Regierungen, die durch BCIs ihre Bürger ausspionieren oder sogar beeinflussen könnten, – ebenfalls ein grausamer Gedanke.

Eine der Hauptaufgaben bei Neuralink wird es daher sein, das Gerät so sicher wie möglich zu machen. Komplette Sicherheit gibt es leider bei Computern nicht. Könnte das Projekt im Endeffekt also am Sicherheitsaspekt scheitern? Wahrscheinlich nicht. Es wird das individuelle Risiko eines jeden bleiben, der sich für ein BCI entscheidet. Die einzige Alternative wäre, BCIs auf dem „rudimentären” Level der ersten Geräte zu halten und keinerlei Kommunikation mit der Außenwelt zuzulassen. Vielleicht wäre das sogar ganz im Sinne der genannten ethischen Bedenken. Neuralinks Zielsetzung wird es aber kaum entsprechen.

Fazit

Neuralink hat bereits vor der Verfügbarkeit eines marktreifen Produkts mit viel Kritik zu kämpfen. Ziel dieser Kritik sind allerdings meist Anwendungen, die, wenn überhaupt, erst in vielen Jahren einsatzbereit sein werden und die für die nahe Zukunft gar nicht relevant sind. Wie so oft bei Elon Musks Unternehmen stellt sich daher die Frage, ob Neuralink nicht einfach ein Produkt entwickelt, für das die Welt im großen Stil einfach noch nicht bereit ist.

Denn obwohl bereits seit über 30 Jahren an BCIs geforscht wird, ist das Thema noch nicht wirklich in der Öffentlichkeit angekommen. Vielleicht braucht es noch etwas Zeit, bis sich die Menschheit an den Gedanken gewöhnt hat und auch die Vorteile erkennt, denn eines steht fest: In der Medizin würde ein Fortschritt bei der BCI-Entwicklung völlig neue Möglichkeiten eröffnen.

Und gefährlich, wie im Titel suggeriert, wäre dabei allenfalls das operative Einsetzen des BCI. Erst wenn weitere Fortschritte erzielt werden, muss im Hinblick auf Hackerangriffe oder Bevölkerungsüberwachung die Gefährlichkeit neu evaluiert werden – und bis dahin wird noch viel Zeit vergehen.

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