„Ich habe im letzten Jahr nichts für Elektrizität gezahlt!” So beginnt Marques Brownlee vom amerikanischen YouTube-Kanal MKBHD sein virales Video zum Tesla Solar Roof. Keinen Cent für Strom, ein ganzes Jahr lang – das ist kaum zu glauben. Und doch ist es möglich, denn der Amerikaner legt ganz detailliert dar, wie er das erreicht hat.
In diesem Beitrag wollen wir die wichtigsten Infos aus dem Video für Sie aufbereiten und auch auf einen möglichen Markteintritt des Tesla-Solardachs in Deutschland eingehen.
Das Tesla Solar Roof: Ein Produkt mit Höhen und Tiefen
Das Solar Roof von Tesla vereint Dachbedeckung und Solaranlage in einem einzigen Produkt, den Solarziegeln. Den ästhetisch ansprechenden Dachziegeln sieht man dabei gar nicht an, dass sich Solarzellen darin befinden. Es gibt sie in vier verschiedenen Design-Varianten, die laut dem Hersteller allesamt dreimal stabiler sein sollen als herkömmliche Dachziegel.
Bereits seit 2016 ist das Solar Roof in den USA verfügbar, mittlerweile ist die Generation 3.5 auf dem Markt. Anders als man angesichts der innovativen Idee und dem ansprechenden Design vermuten könnte, ist das Produkt allerdings keinesfalls ein Verkaufsschlager. Nur langsam nimmt die Zahl der Installationen Fahrt auf, zwischenzeitlich wurde der Verkauf seitens Tesla sogar für eine Weile eingestellt.
Tesla-Solardach: So läuft der Bestellprozess
Von diesen Problemen hat Marques Brownlee, der Mann hinter MKBHD, aber wohl nichts mitbekommen. Seit er sich 2021 für ein Solar Roof zu interessieren begann, sei alles reibungslos verlaufen. Er beschreibt den Prozess wie folgt: Auf der Tesla-Website habe er ein Angebot angefordert und dafür nur seine Adresse angegeben.
Anhand von Satellitenbildern hätten Tesla-Mitarbeiter dann sein Hausdach begutachtet und ihm einen Kostenvoranschlag unterbreitet. Als er weiterhin Interesse bekundete, seien Vermessungsarbeiter vorbeigekommen und hätten sein Dach vor Ort genauer begutachtet.
Das finale Angebot habe er dann im November 2021 angenommen, woraufhin es noch bis Juli 2022 gedauert habe, bis die Anlage das erste Mal in Betrieb genommen werden konnte. Für den gesamten Prozess, samt Formularen für Behörden und allem Drum und Dran, sei ihm vom Autohersteller ein persönlicher Berater zur Seite gestellt worden.
Hohe Anschaffungskosten, aber funktionierendes Produkt
Dass das Tesla Solar Roof keinesfalls das günstigste Produkt auf dem Markt ist, hebt Marques Brownlee ausdrücklich hervor. Da er aber zusätzlich zum Solar Roof noch drei Powerwall-Batterien mit insgesamt 40,5 kWh Kapazität gekauft hat, um größtmögliche Autarkie zu erreichen, war es ihm wichtig, dass das gesamte System aus einer Hand kommt und bestmöglich aufeinander abgestimmt ist.
Dafür war er auch bereit, einen Aufpreis zu zahlen. Letztlich zahlte Brownlee für Solardach, drei Powerwall-Batterien sowie Material- und Installationskosten insgesamt 120.948 US-Dollar – knapp 110.000 €.
Tesla Solar Roof: Leistung und Fazit nach einem Jahr
Das Solardach, das Brownlee für sich anschaffte, erzielt laut Hersteller eine Maximalleistung von 29,313 kW. Wie der YouTuber im Video zeigt, sind zeitweise aber auch ein paar Kilowatt mehr möglich. Die Powerwall-Batterien haben einen maximalen In- und Output von je 15,5 kW. Besonders begeistert zeigte sich Brownlee von der Tesla App, mit der sich das gesamte System hervorragend überwachen lässt. Die Stromproduktion der Solarziegel, der Stromverbrauch des Hauses, die Leistung der Batterien auch der Strombezug aus dem öffentlichen Stromnetz – all das sei einfach und schön aufbereitet abzulesen.
Sodann macht sich der in New Jersey lebende Brownlee daran, dem Zuschauer die Daten des gesamten letzten Jahres zu präsentieren. Obwohl er täglich sein E-Auto lädt, über eine 5-kW-Klimaanlage verfügt und auch sonst nicht explizit aufs Stromsparen achtet, zeigt sich, dass beinahe der komplette Bedarf über die Solaranlage oder die drei Stromspeicher gedeckt werden kann. Nur höchst selten wird Strom aus dem Netz bezogen, und das wird mit dem Einspeisen überschüssiger Energie mehr als kompensiert.
Einzige Ausnahme hiervon bilden die drei Wintermonate November, Dezember und Januar. In dieser Zeit wurde mehr Strom aus dem Netz entnommen als durch Solar produziert. Erwähnenswert ist hier, dass Brownlee mit Gas heizt. Im Fall einer strombetriebenen Heizung, wie etwa einer Wärmepumpe, hätte der negative Effekt also noch stärker ausfallen können. Für Brownlee war das Ganze allerdings nicht so schlimm, da er seinen Winter-Mehrverbrauch durch Einspeisen von überschüssigem Strom im restlichen Jahr kompensieren konnte – so blieben auch die Jahres-Gesamtkosten bei null.
Interessanterweise ist der Monat mit dem meisten Überschuss nicht im Hochsommer mit seinen vielen Sonnenstunden zu finden, sondern im Mai. Brownlee erklärt sich das damit, dass im Sommer zwar absolut mehr Energie produziert wird, er aber seine Klimaanlage auch wesentlich stärker beanspruchen muss.
Wie realistisch ist die Rechnung von MKBHD?
Keinen Cent habe er für Strom bezahlt, so Brownlee, und er belegt das im Video auch mittels Abrechnungen des Stromanbieters. Ohne Solardach hätte er für seinen Verbrauch von unglaublichen 54 Megawattstunden 9663 US-Dollar bezahlen müssen, die er sich so gespart hat. Angesichts dieser Zahlen hätten sich die Anschaffungskosten für die gesamte Anlage in knapp 9,5 Jahren amortisiert, 25 Jahre gibt Tesla auf das Dach Garantie – ein lohnendes Geschäft. Doch ist das in Deutschland überhaupt realistisch? Nicht ganz. Schauen wir uns die Zahlen an:
Zunächst hat Brownlee in New Jersey eine Förderung von circa 28.000 US-Dollar für die Anschaffung seiner Solaranlage erhalten, was den Gesamtpreis natürlich deutlich drückt. In Deutschland gibt es auf Bundesebene aktuell lediglich die Möglichkeit eines zinsgünstigen KfW-Kredits, tatsächliche Zuschüsse sind maximal auf Landes- oder Kommunalebene möglich – und auch dann eher nicht in der Höhe, wie sie in New Jersey gezahlt wird.
Des Weiteren ist es in den USA möglich, dass das Einspeisen von Strom ins öffentliche Netz den eigenen Stromzähler rückwärts dreht – eine eingespeiste Kilowattstunde ist also genauso viel wert wie eine entnommene. In Deutschland ist das Rückwärtsdrehen beim Stromzähler illegal – noch. Denn Wirtschaftsminister Habeck hat angeregt, diese Regelung bald zu streichen. Aktuell aber bekommt man höchstens eine geringe Einspeisevergütung von maximal 13 Cent für seinen Strom – und diesen Betrag gibt es auch nur, wenn man seine gesamte Jahresproduktion verkauft.
Zu guter Letzt fährt Brownlee ein Elektroauto, kann also von seinem selbst produzierten Strom doppelt profitieren, da er quasi kostenlos lädt und auch keinen Sprit mehr zahlen muss, – aber dass ein E-Auto in Kombination mit einer Solaranlage sinnvoll ist, ist nichts Neues.
Kommt das Solar Roof nach Deutschland?
In Deutschland sollte das Solardach von Tesla eigentlich schon im Jahr 2021 an den Start gehen. Bis heute ist es hierzulande aber auf keinem Dach zu finden – nicht einmal bestellen kann man es. Wer es versucht, kann sich lediglich für einen Newsletter mit Updates zum Produkt anmelden. Die Frage nach dem Wann und dem Ob bleibt also, wie leider so oft beim Unternehmen von Elon Musk, erstmal ungeklärt.
Beinahe sicher ist aber die Frage nach dem Preis: In Deutschland dürfte das Solardach deutlich teurer sein als in den USA. Bis zu 85.000 € für eine 12,3-kW-Anlage lagen schon 2021 auf dem Tisch. Dass es billiger wird, ist zumindest zum potenziellen Marktstart unwahrscheinlich.
Hier können Sie sich das Video anschauen:
Quelle Beitragsbild: Mit freundlicher Genehmigung von Tesla, Inc.
Sie sind interessiert an einem Tesla? Bestellen Sie Ihr neues Fahrzeug über den Empfehlungslink von insideTesla und sichern Sie sich eine wertvolle Prämie.
0 Kommentare