Gestern startete SpaceX den neunten Testflug der Starship-Rakete von seiner Starbase in Südtexas. Der Flug markierte einen historischen Moment in der Raumfahrt, da erstmals die Antriebsstufe – der „Super Heavy Booster“, der bereits einen früheren Flug absolviert hatte, wiederverwendet wurde.
Trotz des bedeutenden Fortschritts blieben manche Missionsziele unerreicht, da sowohl der Booster als auch die obere Stufe des Starship, bekannt als „Ship“, nicht wie geplant alle Aufgaben abschließen konnten.
Hier ein detaillierter Überblick über die Erfolge und Herausforderungen des Fluges.
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So lief Starship-Flug 9
Alle Erfolge im Überblick
Der neunte Testflug des Starship-Systems war ein bahnbrechender Schritt in Richtung vollständiger Wiederverwendbarkeit, einem zentralen Ziel von SpaceX, um die Kosten für Weltraummissionen drastisch zu senken und die Besiedlung des Mars wirtschaftlich machbar zu machen. Die wichtigsten Errungenschaften waren:
- Erste Wiederverwendung eines Super Heavy Boosters: Der Booster mit der Bezeichnung B14, der bereits am 16. Januar 2025 während des siebten Testfluges (Flug 7) geflogen war, wurde erfolgreich für den neunten Flug wiederverwendet. Dies war das erste Mal, dass SpaceX einen Super Heavy Booster für einen erneuten Flug einsetzte, was einen bedeutenden Meilenstein in der Entwicklung eines vollständig wiederverwendbaren Trägersystems darstellt. Von den 33 Raptor-Triebwerken des Boosters waren 29 „flugbewährt“, da nur vier Triebwerke nach dem ersten Flug ausgetauscht wurden.
- Erfolgreicher Start und Stufentrennung: Der Start um 19:37 Uhr EDT (01:37 Uhr MESZ am 28. Mai 2025) verlief reibungslos, wobei alle 33 Raptor-Triebwerke des Boosters erfolgreich zündeten. Die Stufentrennung, die mittels des „Hot-Staging“-Verfahrens durchgeführt wurde, bei dem die obere Stufe ihre Triebwerke zündet, bevor sich der Booster vollständig abschaltet, war ebenfalls erfolgreich. Neu bei diesem Flug war die erste deterministische Flip-Manöver des Boosters während der Trennung, das durch Modifikationen am Hot-Stage-Adapter ermöglicht wurde. Dieses Manöver erlaubte eine präzisere Steuerung der Flugrichtung des Boosters und sparte Treibstoff für die Rückkehr.
- Fortschritte bei der Booster-Rückkehr: Im Gegensatz zu den vorherigen Flügen 7 und 8, bei denen der Booster erfolgreich von den „Chopstick“-Armen des Startturms gefangen wurde, war für Flug 9 eine Landung im Golf von Mexiko geplant, um risikoreiche Tests durchzuführen, ohne den Startplatz zu gefährden. Der Booster führte ein „Boostback Burn“ durch und testete eine Rückkehr mit einem höheren Anstellwinkel (Angle of Attack), um aerodynamische Kräfte zur Verzögerung zu nutzen und Treibstoff zu sparen. Zudem wurde ein Triebwerkstest durchgeführt, bei dem absichtlich eines der drei zentralen Triebwerke während der Landung ausgeschaltet wurde, um die Belastbarkeit des Boosters bei einem Triebwerksausfall zu testen.
- Verbesserungen an der oberen Stufe: Die obere Stufe, Ship 35, erreichte die geplante Höhe und war die erste Starship-Oberstufe in diesem Jahr, die ihren Aufstiegs-Burn abschloss, ohne vorzeitig zu explodieren – ein Fortschritt gegenüber den Flügen 7 und 8, die jeweils durch Treibstofflecks und nachfolgende Explosionen scheiterten. Neue Stickstoffspülungssysteme in der Triebwerkssektion sowie Verstärkungen der Treibstoffleitungen und angepasste Treibstoffbedingungen wurden implementiert, um die Probleme der vorherigen Flüge zu beheben.
- Experimentelle Tests an der oberen Stufe: Ship 35 war mit experimentellen metallischen und aktiv gekühlten Hitzeschildkacheln ausgestattet, und einige keramische Kacheln wurden absichtlich entfernt, um die Wärmeflussmargen während des Wiedereintritts zu testen. Diese Tests sollten Daten liefern, um die Hitzeschildtechnologie für zukünftige orbitale und lunare Missionen zu verbessern.
Nicht erreichte Ziele
Trotz der Erfolge blieben einige Missionsziele unerfüllt, was die Herausforderungen bei der Entwicklung des Starship-Systems unterstreicht:
- Verlust des Boosters vor der Landung: Obwohl der Super Heavy Booster erfolgreich seinen Aufstieg und die Stufentrennung abschloss, ging die Telemetrie während des Landeanfliegs verloren, und der Booster erlitt kurz vor der geplanten harten Landung im Golf von Mexiko eine „rapid unscheduled disassembly“ (RUD), was SpaceX’ Begriff für eine Explosion ist. Dies verhinderte die vollständige Datenerfassung für die geplanten Tests, einschließlich des Triebwerksausfall-Szenarios.
- Unkontrollierter Wiedereintritt der oberen Stufe: Ship 35 erlitt etwa 20 Minuten nach dem Start Treibstofflecks, die zu einem Verlust der Lageregelung führten. Dies machte den geplanten Wiedereintritt über dem Indischen Ozean unkontrollierbar. Videoaufnahmen zeigten Plasma und sichtbare Schäden, wie das Schmelzen eines Flaps, bevor der Kontakt zur oberen Stufe abbrach. Das Fahrzeug zerbrach vermutlich während des Wiedereintritts, wodurch wichtige Daten über den Hitzeschild und die Flugsteuerung nicht gesammelt werden konnten.
- Ausbleiben der Nutzlast-Tests: Ein Ziel des Fluges war es, die Fähigkeit des Starship zur Nutzlastabgabe zu testen, indem acht große Platten, die die Größe und Masse von Starlink-Satelliten der Version 3 simulieren sollten, aus dem Nutzlastbuchtür abgeworfen werden. Aufgrund eines Problems mit der Tür, die sich nicht öffnen ließ, konnte dieser Test nicht durchgeführt werden.
- Fehlgeschlagene Triebwerks-Wiederzündung im All: SpaceX plante, ein Raptor-Triebwerk von Ship 35 im Weltraum erneut zu zünden, um eine für orbitale und lunare Missionen notwendige Vakuum-Wiederzündungssequenz zu testen. Aufgrund des Verlusts der Lageregelung wurde dieser Test abgebrochen.
Wie ist der Flug zu bewerten?
Der neunte Testflug des Starship unterstreicht SpaceX’ iterative Entwicklungsphilosophie, bei der jeder Flug, auch wenn er nicht vollständig erfolgreich ist, wertvolle Daten liefert. Die erfolgreiche Wiederverwendung des Boosters B14 ist ein entscheidender Schritt in Richtung des Ziels, ein vollständig wiederverwendbares Trägersystem zu schaffen. Die Fortschritte bei der Booster-Rückkehr und die Verbesserungen an der oberen Stufe zeigen, dass SpaceX trotz Rückschlägen auf dem richtigen Weg ist.
Dies betonte auch CEO Elon Musk, der dem Flug überwiegendes Positives abgewinnt und ab sofort schnellere Testintervalle in Aussicht stellt. Demnach soll nun alle drei bis vier Wochen ein Starship abheben:
Starship made it to the scheduled ship engine cutoff, so big improvement over last flight! Also, no significant loss of heat shield tiles during ascent.
— Elon Musk (@elonmusk) May 28, 2025
Leaks caused loss of main tank pressure during the coast and re-entry phase. Lot of good data to review.
Launch cadence for…
In einem Interview mit Ars Technica erklärte Musk zudem, dass die Einführung der dritten Version des Raptor-Triebwerks und ein radikales Neudesign der Starship- und Booster-Komponenten bis Ende des Jahres geplant sind, um die problematischen Treibstofflecks und Explosionen der oberen Stufe zu lösen.
Der Flug demonstrierte sowohl die Fortschritte als auch die Herausforderungen auf dem Weg zu einem zuverlässigen, wiederverwendbaren Trägersystem, das die Menschheit zu einem multiplanetaren Spezies machen soll.
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Quelle Beitragsbild: SpaceX via X
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