Seit seiner Ankündigung Anfang des Jahres war der Tesla Investor Day mit Spannung erwartet worden – insbesondere seit CEO Elon Musk klarstellte, dass jeder an dem Event teilnehmen konnte.
Gestern, am 1. März, war es dann so weit. Live aus der Gigafactory Texas wurden die Auftritte der Tesla-Chefetage in alle Welt übertragen. Auf dem Programm stand vor allem der sogenannte „Masterplan 3”, der wie seine Vorgänger „Masterplan 1” (Bau eines Sportwagens zur Startfinanzierung) und „Masterplan 2” (Eintritt in den Massenmarkt) die Unternehmensstrategie für die nächsten Jahre präzisieren sollte.
Doch was wurde nun tatsächlich präsentiert? Lesen Sie hier alles über den Tesla Investor Day, die Reaktion der Medienwelt und die wichtigsten Erkenntnisse.
Allgemeines Medien-Echo
Die meisten Reaktionen in der medialen Welt fielen eher nüchtern aus. Der Grund: Anders als bei Musk üblich, gab es dieses Mal wenig große Versprechen oder bahnbrechende Ankündigungen. So wurden etwa viele, die konkret auf neue Tesla-Modelle wie das viel diskutierte preisgünstige Model 2 hofften, enttäuscht. Stattdessen wurde viel über Technik und Produktionsprozesse referiert, der Investor Day glich so eher einer Ingenieurskonferenz als einer großen Automobil-Show.
Dazu passt, dass das Hauptaugenmerk in Elon Musks „Masterplan 3”-Präsentation auf der Energieversorgung der Weltwirtschaft lag. Wie genau sich das Unternehmen selbst in den nächsten Jahren entwickeln soll, wurde vielen zu wenig diskutiert. Dennoch gab es einige spannende Informationen, die wir Ihnen hier nicht vorenthalten wollen.
Nachfolgend haben wir unsere fünf wichtigsten Highlights des Investor Days zusammengefasst.
1. Produktionsziel: 20 Millionen Fahrzeuge in 2030
In zahlreichen Präsentationen gibt sich Tesla als technisch fortschrittlicher Autobauer mit modernsten Produktionsprozessen. Das erklärte Ziel bleibt es, diese Produktion auszubauen und noch kostengünstiger zu machen. Bis 2030 sollen die Kapazitäten so weit vergrößert werden, dass neben einer Terawattstunde Akkus 20 Millionen Fahrzeuge pro Jahr produziert werden können – doppelt so viele, wie der weltgrößte Hersteller Toyota heute fertigt. Zum Vergleich: Tesla hat aktuell eine Kapazität von ca. 2 Millionen Fahrzeugen pro Jahr und gerade sein viermillionstes Auto überhaupt gebaut.
Bis zum Produktionsziel 2030 soll die Produktpalette auf ungefähr 10 Modelle anwachsen, was eine regelrechte Welle an Neuvorstellungen in den nächsten Jahren bedeuten dürfte. Bisher stehen zusätzlich zu den vier bestehenden Modellen nur der Cybertruck und der Roadster für Endverbraucher in den Startlöchern.
Um das ehrgeizige Produktionsziel halten zu können, erwartet Tesla laut Finanzchef Kirkhorn nötige Investitionen zwischen 150 und 175 Milliarden US-Dollar, von denen 28 Milliarden bereits getätigt seien.
2. Investitionen: Neue Gigafactory in Mexiko
Teil dieser Investitionen ist eine neue Fabrik, die schon lange Gegenstand diverser Gerüchte und Vermutungen war. Nahe der Stadt Monterrey in Mexiko wird für bis zu 5 Milliarden US-Dollar die dritte Gigafactory außerhalb der Vereinigten Staaten entstehen. Es sei vermutlich die wichtigste Ankündigung des Tages, so Musk; in der Fabrik werde die neue Fahrzeuggeneration produziert:
Wie genau diese Generation aussieht, blieb aber zur Enttäuschung vieler Beobachter ein Geheimnis, das der Investor Day nicht lüften wollte.
Fest steht, dass die neue Fabrik wohl sehr kostengünstig produzieren wird. Das liegt nicht nur am niedrigen Lohnniveau in Mexiko sowie der zollfreien Anbindung an den US-Markt, sondern auch am Produktions-Know-how, das der Autohersteller mittlerweile angesammelt hat.
3. Tesla will Produktionskosten um die Hälfte senken
Dieses Know-how ist für jeden Autobauer essenziell, für Tesla jedoch ganz besonders. Denn wie Finanzchef Kirkhorn weiß, bringt man es in der Branche nur zu Erfolg, wenn man seine Kosten im Griff hat. Auch Musk ist die Bedeutung der (Produktions-)Kosten bewusst, er betont auf dem Investor Day, dass Elektroautos in erster Linie erschwinglich sein müssen.
Vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass Tesla in Sachen Betriebsabläufe bereits einiges gelernt hat. Das Model 3 etwa könne man aktuell 30 Prozent billiger herstellen als noch 2017. Dennoch will man sich natürlich weiter verbessern: Bei kommenden Fahrzeugtypen, also wohl auch in der neuen mexikanischen Fabrik, sollen deutlich mehr Menschen und Roboter gleichzeitig an einem Auto arbeiten können.
Tesla will so den Platzbedarf in der Produktion um bis zu 40 Prozent senken. Außerdem sollen die Gigafactories mit der Zeit immer effizienter werden. Das Unternehmen nennt das „The machine that builds the machine”, also die „Maschine, die die Maschine baut”.
Durch diese Verbesserungen und zusätzlich auftretende Skaleneffekte dank mehr Fabriken und effizienterer Produktion rechnet Tesla mit einer Senkung der Produktionskosten um 50 Prozent. Sollte sich das als korrekt erweisen, würde ein Modell für unter 30.000 Euro endlich in greifbare Nähe rücken.
4. Neue Plattform für künftige Fahrzeuge
Ein wichtiger Teil der geplanten Produktions- und Kostenoptimierung ist auch Teslas neue Fahrzeugplattform, auf der künftige Modelle aufbauen sollen. Die Plattform greift auf Elektromotoren mit Permanentmagneten zurück, die keine seltenen Erden benötigen und laut Tesla noch effizienter sein sollen. Außerdem wird die Menge an Siliziumkarbid im Antriebsstrang, welcher 1.000 US-Dollar billiger werden soll, stark reduziert. Zu guter Letzt ist der Antrieb unter der Plattform mit jeder Zellchemie kombinierbar.
5. Musk: Weltwirtschaft kann nachhaltig betrieben werden
All diese Ankündigungen liefen am Investor Day allerdings eher als Nebenprogramm. Hauptattraktion war Musks Ankündigung des „Masterplan 3”, bei dem es gar nicht so viel um Tesla selbst ging.
Vielmehr legte der CEO seine Vision einer nachhaltigen Weltwirtschaft dar, welche völlig unabhängig von fossilen Energiequellen werden könne. Kernaspekt in Musks Vision ist die komplette Elektrifizierung des Transportwesens (ja, sogar Schiffe und Flugzeuge) sowie ein breites Netz an Stromspeichern zur Sicherstellung der Stromversorgung rund um die Uhr.
Für dieses Vorhaben kalkuliert der Milliardär mit einem Bedarf von 240 Terawattstunden an Speichern und Fahrzeugbatterien, also dem 480-Fachen der weltweiten Akkuproduktion. Zudem soll in der Industrie auch Wasserstoff zum Einsatz kommen und die erneuerbare Energieerzeugung massiv ausgebaut werden – 30 TW gibt Musk hier als Ziel aus. So könne auch eine noch weit größere Zivilisation ohne individuelle Einbußen oder Stromsparmaßnahmen nachhaltig auf dem Planeten leben.
Für diesen „Masterplan” sieht der Tesla-CEO einen Investitionsbedarf von weltweit 10 Billionen US-Dollar – und Tesla soll einer der führenden Anbieter sein. Konkreteres ging aber aus der Präsentation aber nicht hervor, es bleibt eher eine Vision.
Fazit: Wenig Show, viele Zahlen
Anders als andere Tesla-Events war der Investor Day keine Show-Veranstaltung. Mit konkreten Aussagen zu künftigen Plänen und Modellen hielt sich die Führungsriege zurück. Musk selbst sprach eher über das „große Ganze” in Form der Weltwirtschaft als über sein Unternehmen. Dafür warteten seine Top-Manager mit Zahlen und Fakten zur Produktion und zu künftigen Investitionen auf – und sorgten so für einen technischen, aber nicht minder ereignisreichen Tag.
Was halten Sie vom ersten Investor Day? Schreiben Sie uns Ihr persönliches Highlight weiter unten in die Kommentare.
Quelle Beitragsbild: Tesla